A sister in Germany: Wer ist Aicha de Bah-Diallo?
Aicha: Ich habe Politikwissenschaft und Soziologie an der Johann-Wolfgang- Goethe Universität Frankfurt am Main studiert. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder. Ich definiere mich als berufstätige Mutter, die sich neben Ihrer Arbeit und Familie sich in den Bereichen Migration und Entwicklungspolitik engagiert. Besonders liegt mir die berufliche Integration von ausländischen Studierenden am Herzen.
A sister in Germany: Wie lange leben Sie schon in Deutchland?
Aicha: Ich bin seit sechszehn Jahren in Deutschland. Ich kam 1995 zum Studieren und blieb aus eigenem Wunsch. Seitdem lebe ich in Frankfurt am Main mit meiner Familie.
A sister in Germany: Können Sie ihre bisherige schulische und berufliche Entwicklung in Deutschland für unsere Leser kurz zusammenfassen?
Aicha: Es war ein langer Weg. Ich habe mich schon während des Studiums politisch engagiert und für diverse Vereine ehrenamtlich gearbeitet. Ich hatte eigentlich immer zwei Jobs. Den einen um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren und den zweiten um mich beruflich weiter zu entwickeln.
Mir war es vom Anfang an klar, dass ich immer mehr leisten musste, wenn ich beruflich weiterkommen möchte. Ich habe neben dem Studium diverse Kurse, um mich Inhaltlich weiterzubilden und auch weitere Sprachkurse um meine Deutschkenntnisse zu verbessern, gemacht. Ich war im Studienbegleitprogramm für Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika in Hessen (STUBE Hessen) ist ein Projekt des World University Service (WUS) und bei der ESG in dem Forum Nord- Süd sehr aktiv. Ich habe Glück gehabt und konnte nach dem Studium eine Einstellung in einem Verein für die Integration von Flüchtlingen arbeiten.
Danach habe ich als Team Assistentin gearbeitet, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und gleichzeitig für einen Verein, der sich gegen Genitalverstümmelung in Afrika (FORWARD- Germany) engagiert gearbeitet. Am Ende meines Vertrages machte ich ein einjähriges Mentoring beim Verein Berami e.V. und bekam anschließend eine Stelle beim Verein zur beruflichen Förderung von Frauen e.V. (VbFF).
Ich bin seit August dieses Jahres beim Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik INBAS GmbH angestellt.
A sister in German: Ihrer Meinung nach was ist die größte Herausforderung für Migranten in Deutschland, insbesondere für Studenten mit Migrationshintergrund ?
Aicha: Die größte Herausforderung ist das Studium neben den täglichen Problemen (Heimweh, Geldsorgen, Job) zu bewältigen. Danach die erste Arbeitsstelle zu finden. Man wird oft abgelehnt, wenn man sich für eine Stelle bewirbt. Wir bekommen aber nicht gesagt woran es liegt. Alle wollen junge Menschen mit mehreren Praktika sowie mit Ausland- und Berufserfahrung. Ausländische Studierende haben es schwer, weil sie arbeiten müssen, um ihr Studium zu finanzieren und können oft keine Praktika absolvieren und keine Auslandsreisen unternehmen, weil sie sich das nicht leisten können.
A sister in Germany: Sie engagieren sich ehrenamtlich seit Jahren im Bereich Integration, Bildung und Entwicklungspolitik. Was war ausschlaggebend für diesen Schritt.
Aicha: Ich habe dieses Engagement von Zuhause bekommen. Meine Familie ist in Guinea sehr politisch aktiv. Meine Mutter hat die Lehrergewerkschaft mitgegründet. Ich habe schon als Kind beobachtet, wie sie sich um andere gekümmert hat. Sie hat Menschen Ratschläge gegeben, ermutigt, anderen geholfen ihre Kinder eine Ausbildungsplatz zu bekommen. Ich arbeite hart aber ich habe auch viel Glück. Ich konnte mein Studium durchziehen, weil ich ein Stipendium der ESG hatte. Ich habe gleich nach dem Studium eine Arbeitsstelle gefunden. Ich habe viele Leute, die mich unterstützen und ermutigen. Ich möchte auch für andere da sein. Ich bekomme viele Informationen, die ich gerne weitergebe, um andere zu helfen.
A sister in Germany:Wie ist die Resonanz insgesamt und Spezial von Migranten auf Ihre Arbeit?
Aicha: Die Resonanz ist sehr gut. Es gibt ein Vertrauensverhältnis zwischen vielen Studenten und mir. Manche fragen mich um einen Rat, wenn es darum geht sich zu bewerben oder wo Sie Informationen zu allem möglichen finden können. Ich habe eine Homepage www.aichabah.com, wo man sich informieren kann. Ich werde bald Bewerbungstipps und Adressen von Organisationen auf der Homepage stellen, damit jeder an die Informationen kommen kann.
A sister in Germany: Erfahrungsgemäß welche Hürden begegnen ausländischem Studierenden am meisten?
Aicha: Sie sind durch den Aufenthaltstatus stark verhindert, weil sie dadurch nur bedingt arbeiten können. Besonders Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika müssen bangen bevor sie ein Wohnheimplatz bekommt. Zudem sind sie nicht gut informiert und auch nicht sehr gut vernetzt.
A sister in Germany: Was kann dagegen unternommen werden?
Aicha: Es muss eine Lobby für ausländische Studierende geben. Organisationen wie die Evangelische Studierende Gemeinde (ESG), Katholische Studierende Gemeinde (KHG), Stube- Hessen sowie das akademisches Ausländeramt unterstützen Studierende aus Afrika, Asien und Lateinamerika. Es fehlt an Vorbilder. Es sollte ein Mentoringprogramm geben, das Studierende hilft sich am Anfang zu orientieren.
A sister in Germany: Sie haben seit kurzem eine neue Anstellung. Wollen Sie unseren Lesern etwas zu Ihren neuen Position und Aufgaben mitteilen?
Aicha: Ich bin seit Anfang August als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Institut für berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik tätig. Ich arbeite im Projekt:
Potenziale nutzen- Regionale interkulturelle Kooperation für die betriebliche Ausbildung
Das Projekt hat zum Ziel, die Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an der betrieblichen Berufsausbildung zu erhöhen. Es geht darum Strukturen zu schaffen und Netzwerke in einigen hessischen Landkreisen zu etablieren, damit junge Menschen mit Migrationshintergrund eine Lobby bekommen. Wir werden mit Migrantenorganisationen, Eltern von Jugendlichen mit Migrationen, Betrieben, Schulen und mehr zusammenbringen und gemeinsam mit Ihnen eine Strategie zur Erreichung unseres Ziels entwickeln.
A sister in Germany:Wie ist das Gefühl auf der anderen Seite vom Tisch zu sitzen?
Aicha: Ich habe den Eindruck, dass Ich auf einem guten Weg zu meinen Zielen bin. Ich bin ganz stolz auf mich. Ich arbeite sehr hart. Ich habe kaum Freizeit und muss viele organisieren, um Familie, Arbeit, soziales Engagement und Weiterbildung unter einem Hut zu bringen.Aber es ist erschreckend zu merken, dass ich immer die einzige Migrantin und immer die einzige Afrikanerin in Diskussionen, in denen es um Migranten geht. Aber ich bin noch am Anfang. Ich möchte noch so vieles erreichen und so viel verändern.
A sister in Germany: Einige ermutigende Worte ausländische Studierende?
Aicha: Man muss an sich glauben und sich nicht entmutigen lassen oder sich in Schubladen stecken lassen. Egal was man macht, man muss das Beste von sich geben. Die Tatsache, dass man nicht hier geboren ist oder nicht perfekt Deutsch spricht, sollte die berufliche Perspektive nicht beeinflussen.
A sister in Germany:Welche drei Worte beschreiben am besten die positive Entwicklung der aktuellen Integrationspolitik?
Aicha: Zuwanderungsland (Deutschland ist ein Zuwanderungsland)
Demografischer Wandel (jedes dritte Kind in Deutschland hat einen Migrationshintergrund)
Willkommenskultur. (Deutschland muss die Zuwanderer willkommen heißen)
A sister in Germay: Und drei Bereiche, die dringend angesprochen werden um die Integrationspolitik zu verbessen.
Aicha: Die Rolle der Eltern und der Migrantenselbstorganisation in dem Integrationsprozess in Deutschland.
Der Zugang von Jugendlichen mit Migrationshintergrund an einer dualen bzw. betrieblichen Ausbildung
Die berufliche Integration von Studierenden mit Migationshintergrund in dem deutschen Arbeitsmarkt .
A sister in Germany: Danke Aicha
Aicha: Ich habe zu danken
Ohh, I wish I knew German...
AntwortenLöschen/Ibou
No qualms Ibou..I'll publish a translated version soon...Hope the weather up north is good..
AntwortenLöschengreat! keep it up SEA? please don't forget to invite me to your weding! - Aishatou
AntwortenLöschenAishatou :-)
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